Das Permakulturprojekt im Wildental
- 2012 erster Spatenstich, 30 m² Garten. Zunächst wurden ausschließlich Gemüse und Heilkräuter angepflanzt.
- Ende 2012 Vergrößerung des Gartens auf ca. 1000 m² Gesamtfläche. In diesem Zuge wurden Obstbäume, Buschbäume und Sträucher gemäß dem Prinzip der Sonnenfalle gepflanzt. Zwei große Hochbeete wurden angelegt. Hühner wurden in die Gartengemeinschaft aufgenommen. Erste organisierte Zusammenarbeit mit Schulklassen und Workshops für Touristen und Einheimische.
- Ende 2013 Vergrößerung des Gartens auf ca. 2000 m² Gesamtfläche. Große Bienenweideflächen wurden angepflanzt. Viel renaturierte Fläche, die für Insekten und Pflanzen Rückzugsorte darstellen, da sie mit dem Menschen nicht in Kontakt kommen, wurden angelegt.
- 2014 acht Tonnen Sand wurden eingearbeitet, das Workshop Programm erweitert und ein erstes “Natives Kinderferienlager” ausgerichtet. Start der Zusammenarbeit mit “Allgäuer Kräuterland e.V.” zur Selbstversorgerausbildung
- 2015 20 Tonnen Bruchsteine wurden als Wärmespeicher und Beeteinfassung verbaut. Errichtung eines Hügel-Kraterbeets, um für Pflanzen, die einen mageren Boden bevorzugen, eine langfristige Lebensgrundlage zu schaffen.
Wie bereits erwähnt, erschwerte steiniger, humusarmer Boden von Anfang an alle Arbeiten. Ich sehe es auch als persönliche Herausforderung, Obst- und Wildobstgehölze, denen in diesen Höhenlagen keine besonders guten Überlebenschancen zugesprochen werden, langfristig zu etablieren. Dabei geht es mir jedoch nicht darum, einen Idealismus auszuleben, sondern darum, den Beweis zu erbringen, dass sich Sorten langfristig an die Gegebenheiten anpassen und mit viel Aufmerksamkeit eine spezielle Artenvielfalt entwickelt werden kann.
Eine weitere große Herausforderung ist es, sich mit den Vorstellungen einer permakulturellen Lebenseinstellung an die gegebenen gesellschaftlichen Strukturen, Gesetze und Zustände anzupassen. Im Supermarkt einzukaufen bedeutet etwa sehr viel Müll zu produzieren. Ein Gewächshaus zu bauen bedarf einer Genehmigung. Mobilität verursacht immense Konsequenzen wie etwa die Belastung der Umwelt durch Co² und verbraucht enorm viele Ressourcen.
Es gilt deshalb, den Fokus auf ein Leben auszurichten, welches andere Lebensformen in keiner Weise beeinträchtigt. Hierzu ist ein Spagat nötig. Ein Spagat zwischen dem konventionellen System, welches hochproblematisch für viele Lebensformen ist und einem Leben, in dem man die Dinge im eigenen Mikrokosmos so anpasst, weiterentwickelt und evaluiert, um sich langfristig in eine zukunftsfähige Richtung zu (r)evolutionieren.
2016 befinden wir uns im fünften Projekt-Jahr, also sozusagen in der Halbzeit des selbst vorgegebenen Zeitrahmens zur Realisierung eines funktionierenden, sich größtenteils selbst regulierenden Selbstversorgergartens. Nach den ersten vier Jahren kann mit gutem Gewissen von großen Erfolgen gesprochen werden. Der Boden hat mittlerweile eine sehr viel gartenfreundlichere Struktur als zu Beginn. Durch Bepflanzung nach Plan und das Anlegen von Trockensteinmauern konnte bereits ein spezieller Mikroklimazonenbereich im Garten geschaffen werden.
Die mehrjährigen Sträucher, Buschbäume, Wild- und andere Obstbäume sind gut angewachsen. Durch das gezielte Schaffen von Lebensbereichen für Insekten und andere selten gewordene Wildtiere mithilfe von Insektenhotels, Vogel- und Nisthäusern, Steinhaufen, Altholzhaufen, Benjes Hecke und renaturierten Bereichen im Garten ist heute schon offensichtlich, dass die Vielfalt die Natur zurück erobert und für ein harmonisches natürliches Gleichgewicht sorgt.
Mittlerweile finden auch regelmäßig Veranstaltungen im Garten statt. Wöchentliche Führungen durch den Garten sollen Interessierten das Prinzip eines Permakultur-Waldgartens näher bringen und Impulse geben eigene Systeme aufzubauen. Kinder gilt eine besondere Aufmerksamkeit. Sie sind nicht nur die künftigen Generationen, die das Weltgeschehen maßgeblich beeinflussen werden, sondern auch sehr offen und interessiert an natürlichen Themen und ihrer natürlichen Umgebung. Deshalb sind Pflanzaktionen mit den Walser Schulkindern bereits ein fixer Termin im Jahreskalender und ein jährlicher Beitrag, um die Kulturlandschaft essbar zu gestalten und Kindern eine Selbstverantwortung in Bezug auf ihre natürliche Umgebung zu vermitteln.
Andi ist mittlerweile als Referent beim “Allgäuer Kräuterland” tätig und vermittelt sein Wissen und seine Erkentnnisse hier im Rahmen der “Selbstversorgerausbildung” im Bereich Permakulturgarten.
Zudem ist ein Erdwall um den Garten geplant, welcher Winde abhalten soll, die die warme Luft, die sich tagsüber in den Mikroklimabereichen anstaut, davontragen. Dieser Wall wird mit Buschbäumen und Sträuchern bepflanzt und stellt aufgrund seiner Neigung zugleich einen sehr interessanten Pflanzbereich dar.
Wenn diese Arbeiten umgesetzt sind, ist die erste große Bauphase, welche sich dann über fünf Jahre erstreckt, vorerst abgeschlossen. Damit sollte das Fundament des Systems “Permakultur-Waldgarten” gelegt sein und mehr Zeit für weitere Permakulturelemente verfügbar sein wie etwa die Nutzung alternativer und regenerativer Energien oder ökologisches und zukunftsfähiges Wohnen, vielleicht in Form einer Art Erdhaus.
Des weiteren ist es uns sehr wichtig, viel Engagement in Öffentlichkeitsarbeit zu stecken und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Wir sind davon überzeugt, dass es sehr viele Menschen gibt, die gemeinsam an einem Strang ziehen möchten, um eine ökologische, friedvolle und gegenseitig wertschätzende Gesellschaft zu etablieren. Wir möchten Menschen eine Plattform bieten, um sich in geistiger wie materieller Form weiter zu entwickeln sowie durch unser Projekt und Seminare verschiedener Referenten dazu beitragen, dass sich die Menschheit in eine zukunftsfähige Richtung (r)evolutioniert.